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Im Gespräch mit den Architekten

Komm, bau ein Haus, das uns beschützt!" 
Friedrich Karl Barth, Evangelisches Gesangbuch

Die Architektensuche für die Renovierung der Burgkirche erfolgte in Abstimmung mit der Landeskirche. Gesucht wurde ein Planer, der Erfahrung mit historischer Bausubstanz nach-weisen kann. Die Wahl fiel auf Prof. Jochem Jourdan, der in Dreieichenhain wohnt und auf-gewachsen ist. Seine Projekt-gruppe Jourdan & Müller - Architektur und Städtebau hat bei der Sanierung mehrerer Fachwerkhäuser in Dreieichen-hain mitgewirkt, zum Beispiel bei den Gebäuden „Faselstall", „Die Dint", „Grüner Baum" und „Brunnen-Apotheke".

Die Liste der von der Projekt-gruppe bearbeiteten Bauauf-gaben reicht von historischer Bausubstanz aus dem 13. Jahr-hundert bis in das 20. Jahrhun-dert, einschließlich Baudenk-mäler der Industriekultur und der Bauhauszeit.

Prof. Jochem Jourdan betreut gemeinsam mit seinem Sohn Benjamin Jourdan das Projekt.

Was reizt Sie an der Renovierung der Burgkirche?

Prof. Jochem Jourdan: „Das Projekt ist eine Herzensangelegenheit für mich. Ich bin in Dreieichenhain groß geworden und wurde, wie auch meine Söhne, in der Burgkirche konfirmiert. Ich kann mich noch gut erinnern, wie sie in den 1950er-Jahren ausgesehen hat."

Was sind die Besonderheiten der Burgkirche?

Prof. Jochem Jourdan: „Wie die Inschrift über dem Eingangsportal zeigt, wurde der Bau 1716 begonnen. Der gotische Vorgängerbau war ja 1669 abgebrannt. Die Saalkirche mit der dreiseitigen Empore ist ein Kleinod reformatorischer, regionaler Kirchbaukunst. Orgel und Kanzel haben Seltenheitswert. Die Kanzel als zentraler Ort der Predigt ist ein bedeutendes Ausstattungsstück des 18. Jahrhunderts. Mit ihren ionischen Säulen und Intarsien, der Stiftungsinschrift und den Schnitzereien des Baldachins, wird sie gekrönt durch eine Figur des Petrus. Die Stumm-Orgel, die seit 1789 auf der Ost-Empore ihren Platz hat, stammt von Fritz und Franz Stumm aus Sulzbach im Hunsrück, die zu den wichtigsten Orgelbauern ihrer Zeit gehörten. Ein Foto von 1875, von dem Frankfurter Fotografen Friedrich Mylius, zeigt den Kircheninnenraum in der weitgehend erhaltenen, bauzeitlichen Fassung mit hölzerner Kassettendeckeund hölzernem Altartisch mit Gestühl."

Welche Veränderungen sollen stattfinden?

Prof. Jochem Jourdan: „Ziel der Renovierung ist in Übereinstimmung mit der Oberen Hessischen Denkmalbehörde und der Landeskirche eine möglichst weitgehende Annäherung an die bauzeitliche Innenraumgestaltung vor 300 Jahren. Es erfolgt eine behutsame Erneuerung des Altarbereichs. Der jetzige Steinaltar wird durch einen tragbaren Holzaltar ersetzt. Die Stufen werden entfernt, um für Gottesdienste und musikalische Erbauungen den Platz zu schaffen, der heute erforderlich ist. Das wunderbar im Sonnenlicht strahlende Altarfenster wird auch weiterhin den Altarbereich in Licht tauchen. Der Steinboden wird erneuert, eine neue Warmluftanlage wird eingebaut, die bestehende Ölheizung soll auf eine Gasanlage umgestellt werden, die wesentlich ökologischer und preisgünstiger arbeitet. Ein Sakristei-Anbau mit einem WC für Behinderte wird an der Südost-Ecke als Neubau angebaut. Die Außenwand wird aus dem gleichen Steinmaterial, aus dem die Burg erbaut wurde, dem Rotliegenden, gemauert. Im Außenbereich gibt es einen kleinen Sakristeigarten und der Zugang zur Kirche wird komplett barrierefrei."

Legen Sie auf etwas besonderen Wert?

Prof. Jochem Jourdan: „Ja, da gibt es etwas! Da die hölzerne Kassettendecke im bisherigen Finanzierungskonzept noch nicht enthalten ist, wäre eine Übernahme von Patenschaften für einzelne Holzkassetten wünschenswert. Jede Kassette hat eine Größe von 1,1 auf 1,1 Metern. Insgesamt besteht die Kassettendecke aus 160 Kassetten. Sie verbessert wesentlich die Akustik des Innenraums und damit den Klang der Orgel.

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